Ich werde häufig gefragt, wie sich das denn vereinbaren lässt, gleichzeitig als Komplementärtherapeutin und als Notfallpflegende tätig zu sein.
Tatsächlich ist das nicht immer einfach.
Die westliche Medizin ist stark körper-und symptomorientiert und in erster Linie geht es darum "Pathologien wegzumachen" durch Medikamente oder Interventionen und Operationen, was durch die zunehmenden Spezialisierungen eher zunimmt. Vor allem auch der finanzielle Druck im Gesundheitssystem leistet aber einen grossen Beitrag dazu, dass das Menschliche verloren geht, da für die Erfassung der Gesamtsituation eines Menschen schlichtweg die Zeit fehlt.
Nach einer Schicht auf der Notfallstation bin ich einfach froh, wenn alle Patienten (kreislauf)stabil sind, suffizient atmen und ihre Diagnostik und therapeutischen Massnahmen zeitgerecht erhalten haben. Glückspilze bekommen auch mal was zu essen, wenn ich die Essbestellung in der Hitze des Gefechts nicht vergessen hab.
Und oft denke ich, wie gut, dass es Spitäler, Medikamente, Ärzte, usw. gibt!
Die fernöstliche Medizin betrachtet den Menschen als Einheit von Körper, Geist und Seele, bezieht Lebenssituation und Ernährung in die Therapie mit ein und konzentriert sich in erster Linie auf die Ursache von Beschwerden. Therapeutische Massnahmen der Alternativmedizin setzen sich zusammen aus verschiedenen Arten manueller Körpertherapien, minimal invasiver Massnahmen sowie Rezepturen aus Pflanzen und Kräutern, die uns die Natur liefert.
In der Komplementärmedizin geht es darum, die körperliche, geistige und seelische Selbstregulation zu stärken, die Selbstwahrnehmung zu fördern und den Klienten in seiner Genesungskompetenz zu unterstützen. Unter Einbezug von inneren und äusseren Ressourcen wird in der methoden-,körper- und prozesszentrierten Therapie Kohärenzgefühl, Selbstermächtigung und Resilienz gestärkt.
Der Therapieprozess geschieht interaktiv, was heisst, dass der Klient aktiver Mitgestalter ist in der Therapie, so wie auch im eigenen Leben.
Der aufmerksame Leser stellt hier fest- das eine schliesst das andere nicht aus. Lücken die in der Schulmedizin bestehen, können durch alternative Therapieformen gefüllt werden, und umgekehrt. Schul- und Alternativmedizin können durch Komplementärmedizin ergänzend unterstützt und begleitet werden.
Die steigenden Gesundheitskosten und überlasteten Arztpraxen und Spitäler zeigen, dass wir zwar älter werden aber nicht gesünder.
Mehr Eigenverantwortung, Entschleunigung, Achtsamkeit, Naturverbundenheit und gesunder Menschenverstand ohne "Dr. Google" könnten einen guten Beitrag leisten, um vermehrt von:
"Herr Doktor, machen sie mich gesund!", wegzukommen und eher in die Richtung: "Was kann ich tun, dass es mir besser geht?" führen.
Ich kann die Titelfrage also klar mit ja beantworten. Jede Medizin und Therapieform hat ihre Grenzen. Umso schöner, wenn man verschiedene Möglichkeiten auch parallel nutzen kann. Vorausgesetzt, es wird der eigene Wille respektiert, von allen, und nichts aufgeschwatzt, das dem Betroffenen nicht entspricht.
Im Endeffekt wollen wir ja alle dasselbe für uns und unsere Patienten und Klienten:
Gesundheit und Wohlbefinden.
Doch der Weg dahin ist für jeden ein anderer...
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